Brennabor-Werke

Die Brennabor-Werke Gebr. Reichstein, später Brennabor-Werke AG, waren ein deutscher Hersteller von Kinderwagen, Fahrrädern, Kraftwagen und Motorrädern mit Sitz in Brandenburg an der Havel. Der Name des Unternehmens geht auf den vorgeblich alten (aber falschen) Namen der Stadt Brandenburg zurück.

Die Brüder Adolf, Carl und Hermann Reichstein gründeten 1871 das Unternehmen. Wie ihr 1862 verstorbener Vater, dessen Geschäft sie fortführten, waren die drei gelernte Korbmacher. Um den Betrieb über Körbe hinaus zu erweitern und von Zulieferern unabhängig zu sein, kamen zur Korbmacherei Tischlerei, Stellmacherei, Schlosserei und Schmiede hinzu, sodass am 21. April 1871 die Herstellung kompletter Kinderwagen begann.
Die Belegschaft des Unternehmens stieg innerhalb der ersten drei Jahre auf 300 an.

Ab den 1880er Jahren stellten die Reichsteins auch Fahrräder her, die 1888 den Markennamen Brennabor erhielten.

Bis in die 1930er Jahre war Brennabor größter Kinderwagen-Hersteller in Europa und eine der größten Fahrradfabriken.

Ab 1901 fertigten die Werke auch Motorräder in Serie, ab 1903 Kraftwagen (zunächst nur auf Bestellung) mit drei und vier Rädern. 1908 begann die Serienproduktion von Automobilen. Während des Ersten Weltkriegs wurden keine Automobile hergestellt, Motorräder zunächst nur bis 1916.

Die Brennabor-Werke unterhielten ab 1908 einen eigenen Rennstall und erzielten weltweit große Erfolge im Motorsport.

Im Jahr 1919 wurde der Mittelklassewagen Typ P vorgestellt, für den 1921 die Großserienproduktion begann. Anfang bis Mitte der 1920er Jahre war Brennabor zum größten

Automobilhersteller Deutschlands aufgestiegen, bis 1927/28 noch Zweitgrößter hinter Opel. Das Unternehmen beschäftigte 1924 6.000 Arbeiter.

Brennabor schloss sich 1919 unter Führung von Sigmund Meyer mit der NAG und Hansa-Lloyd zum Kartell Gemeinschaft Deutscher Automobilfabriken (GDA)[3] zusammen. Diese Vertriebsorganisation bestand bis 1928, führte aber nicht zu einem festen Zusammenschluss der beteiligten Unternehmen.

Brennabor führte 1923/24 als einer der ersten deutschen Automobilhersteller die Fließbandfertigung ein. Die Weltwirtschaftskrise sorgte dafür, dass die Produktionszahlen zurückgingen, zumal kein Kleinwagen im Angebot war. Die mit Frontantriebsfahrzeugen (nach Voran-Patenten) 1931 erstmals ausgerüsteten Fahrzeuge resultierten jedoch nur in einem Prototyp auf Basis des Typs Juwel 6. Zu einer Serienfertigung kam es aus finanziellen Gründen nicht mehr. 1932 wurde die Automobilproduktion zunächst für acht Monate unterbrochen, im Spätherbst kurzzeitig mit neuen Modellen nochmals aufgenommen und 1933 endgültig eingestellt. 1932 wurden die Brennabor-Werke in eine AG umgewandelt.

In Berlin unterhielt das Unternehmen sechs Verkaufsniederlassungen und eine in Potsdam.

Von 1930 bis 1942 produzierte Brennabor Leichtmotorräder mit Einbaumotoren von Fichtel & Sachs, ab 1939 auch mit eigenen Motoren (Modell G 100) und Fahrräder noch bis 1945. Es wurden auch Rüstungsgüter produziert; zum Beispiel die 2-cm-Flak 38. Die Unternehmensgeschichte endete nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 mit der Demontage des Werkes.

Brennabor-Produkte wurden weltweit exportiert, so nach Australien, China, Südamerika, Südafrika und ganz Europa.

Auf dem Werksgelände etablierten sich anschließend die Brandenburger Traktorenwerke, die bis 1964 Rad- und Kettenschlepper produzierten und dann die Produktion auf Nutzfahrzeuggetriebe umstellten. Seit 1991 ist das Getriebewerk Brandenburg ein Tochterunternehmen der ZF Friedrichshafen. ZF unterhält am ehemaligen Werk eine Lehrlingsausbildungsstätte.

(Quelle: Wikipedia)